wortschatz

Meine Heimat, deine Heimat ( Wortschatz B1-B2 )

Meine Heimat, deine Heimat

Meine Heimat, deine Heimat

Meine Heimat, deine Heimat

 

 

Heimat – ein typisch deutscher Begriff, der sehr unterschiedlich interpretiert wird. Aber ist er überhaupt noch zeitgemäß? Diese Frage haben jetzt deutsche Autoren mit Migrationshintergrund auf einem Festival diskutiert.

#irgendwasmitheimat – so lautet das Motto des Literatürkfestivals, eines türkisch-deutschen, internationalen Literaturfests. Heimat – was ist das eigentlich? Ein realer Ort? Ein Gefühl? Die Autoren des Buches „Eure Heimat ist unser Albtraum“ diskutierten auf dem Festival darüber, was für sie Heimat bedeutet. Sie selbst haben einen Migrationshintergrund und leben in erster, zweiter oder dritter Generation in Deutschland.

Die Autoren haben alle ihre persönlichen, oft schmerzhaften Erfahrungen mit dem Begriff gemacht. Denn häufig hat Heimat auch mit Abgrenzung zu tun. Oft wurde ihnen zu verstehen gegeben, dass sie nicht dazugehören, dass sie „anders“ sind – zum Beispiel durch die Frage „Woher kommst du?“ Die schwarze Autorin Sharon Dodua Otoo spricht offen mit ihren Kindern über ihre Erfahrungen der Ausgrenzung. Ihr Sohn hat dadurch seine eigene Definition für „Heimat“ gefunden:„Mein Zuhause ist ein Ort, für den ich gekämpft habe. […] Diesen Kampf zu führen, ist Teil meiner Heimat geworden.“

Die Tatsache, dass die Frage nach der Herkunft überhaupt noch gestellt wird, zeigt ein gesellschaftliches Problem: In Deutschland hängt es immer noch vom Aussehen ab, ob man „dazugehört“ oder nicht. Rechtspopulisten haben diesen Zusammenhang in den letzten Jahren noch verstärkt. Sie haben dafür gesorgt, dass der Begriff Heimat immer öfter als Mittel der Abgrenzung interpretiert wird.

Der Politikwissenschaftler Max Czollek spricht sich daher in seinem Buch „Desintegriert euch!“ gegen den Heimatbegriff aus. Er setzt sich für eine Gesellschaft ein, in der man ohne Angst verschieden sein kann. Dass der Heimatbegriff nun in der Politik wieder verstärkt verwendet wird, findet er nicht nur nicht zeitgemäß, sondern gefährlich: „Die Realität ist eine ausschließende, und das macht diesen politischen Heimatbegriff so toxisch.“

 

Vokabular

etwas interpretieren – hier: etwas deuten; etwas auf eine bestimmte Art sehen
zeitgemäß – modern; so, dass etwas in die heutige Zeit passt
Migrationshintergrund (m., nur Singular) – die Tatsache, dass man in einem Land lebt,aber selbst (oder die Familie) ursprünglich aus einem anderen Land kommt
Ruhrgebiet (n., nur Singular) – eine Region im Westen Deutschlands, in der es früher viel Industrie und (Kohle-)Bergbau gab
Albtraum, -träume (m.) – ein böser, schrecklicher Traum
erste Generation, -en (f.) – hier: die Gruppe von Menschen, die aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen ist (zweite Generation: die Kinder der ersten Generation)

schmerzhaft – so, dass etwas wehtut
Abgrenzung, -en (f.) – hier: das öffentliche Zeigen der Unterschiede zwischen der eigenen Gruppe und anderen Gruppen
Definition, -en (f.) – hier: die genaue inhaltliche Erklärung eines Wortes
Rechtspopulist, -en/Rechtspopulistin, -nen – jemand, der versucht, mit rechten, nationalistischen Ideen politisch erfolgreich zu sein

etwas verstärken – etwas steigern; etwas stärker machen
Politikwissenschaftler, -/Politikwissenschaftlerin, -nen – jemand, der sich beruflich mit der Entwicklung der Politik beschäftigt
sich desintegrieren – sich nicht integrieren; nicht mehr so sein wie alle anderen
sich gegen etwas aus|sprechen – öffentlich sagen, dass man etwas nicht gut findet; öffentlich sagen, dass man etwas nicht möchte

sich für etwas/jemanden ein|setzen – für etwas/jemanden kämpfen

jemanden aus|schließen – hier: sich so verhalten, dass man bestimmte Personen nicht als Teil der Gruppe akzeptiert

toxisch – giftig

 

Kommentar verfassen